ADFC-Fahrradklima-Test 2020: Ratingen stagniert auf schlechtem Niveau
Bei dem im Bundesverkehrsministerium vorgestellten ADFC-Fahrradklima-Test 2020 landet Ratingen erneut auf den hinteren Plätzen: Mit der Note 4,35 belegt Ratingen nur Platz 96 von den 110 Städten in der Größenklasse mit 50.000 – 100.000 Einwohnern.
Im Vergleich zur Befragung 2018 mit einer Note von 4,29 hat sich die Talfahrt der letzten Jahre sogar noch leicht fortgesetzt. „Das kam leider nicht wirklich überraschend“, so Helmut Löffelmann vom ADFC Ratingen. „Seit Jahren gibt es im Bereich der Radverkehrsförderung kaum Verbesserungen in Ratingen – das schlägt sich in dem eindeutigen Votum nieder“.
Besonders bemängelt wurden die Reinigung der Radwege (Note 5,0), Ampelschaltungen für Radfahrer*innen (5,2), die Breite (5,1) und Oberflächen (5,0) der Radverkehrswege sowie die Führung in Baustellen (5,1). Deutlich positiver wurde die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (3,0) sowie die in Ratingen bereits weit gediehene Öffnung von Einbahnstraßen (3,0) beurteilt.
Eine deutliche Mehrheit der Befragten (63 %) gab an, dass Radfahren in Ratingen für sie mit Stress verbunden sei und dass in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde
(72 %).
Ein grottenschlechtes Zeugnis stellen die Befragten den Ratinger Politikern vor dem Hintergrund des durch die Corona-Pandemie gestiegenen Radverkehrsaufkommens aus: Zur Frage, ob der Bürgermeister und die Kommunalpolitiker*innen während der Corona-Zeit das Radfahren neu entdeckt hätten, gab es nur die Note 4,8. Und handfeste Signale für mehr Fahrradfreundlichkeit während der Corona-Zeit sind für die Ratinger*innen angesichts einer Benotung mit 5,4 wohl komplett ausgeblieben. Und das, obwohl 64 % der befragten Ratinger*innen einer gestiegenen Bedeutung des Radfahrens zugestimmt haben. „Der Wandel ist im Rathaus bisher komplett verschlafen worden“, so der Tenor des ADFC Ratingen. „Der Bürgermeister und die Stadtverwaltung sind dringend aufgerufen, endlich den Schalter zu mehr Fahrradfreundlichkeit und der Stärkung der Fahrradinfrastruktur umzulegen. Der ständig wiederholte Verweis auf Personalmangel bei gleichzeitiger Verweigerung von externen Planungsleistungen beispielsweise für Radschnellwege hilft da nicht weiter.“
Dass sich Investitionen in die Fahrradinfrastruktur auch in spürbar besseren Noten widerspiegeln, zeigt im Kreis Mettmann die Stadt Monheim, die ihre Benotung von 3,8 auf 3,4 verbessern konnte.
Bundesweite Befragung mit Rekordteilnahme
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2020 zum neunten Mal statt. Rund 230.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bei diesem Durchgang abgestimmt, davon nur 15 % ADFC-Mitglieder. 1.024 Städte kamen in die Wertung, mehr als jemals zuvor.
Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und ob die Stadt in Zeiten von Corona das Fahrradfahren besonders fördert. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.
Die detaillierten Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020 sind abrufbar unter www.fahrradklima-test.adfc.de.
Über den ADFC
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit über 200.000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland. Allein der Landesverband NRW hat über 50.000 Mitglieder, mit steigender Tendenz. Die ADFC-Ortsgruppe Ratingen setzt sich als Teil des ADFC im neanderland, Kreisverband Mettmann e.V. für die Belange des Radverkehrs vor Ort in Ratingen ein.