Mehrtagestour "Mosel, Saar, Ruwe" 2024
Eine Mehrttagestour, die erst vor Ort beginnt: Also mit individueller Anreise
Mehrtagestour „Mosel, Saar, Ruwer, Maare“ vom 29. Juni bis 5. Juli 2024
Samstag 29. Juni 2024 – Individuelle Anreise, Stadtrundfahrt und Wein-Rundgang
Bei bestem Wetter kommen wir mit 15 ADFC’lern im Hotel Deutscher Hof in Trier an. Nachdem wir die Räder im geräumigen Fahrradkeller untergebracht haben, machen wir uns auf den Weg durch die Fußgängerzone zur Porta Nigra, unserem Treffpunkt für die Stadtrundfahrt. Dabei haben wir Mühe, uns einen Weg durch die Menschenmassen zu bahnen, die an diesem Wochenende das Trierer Altstadtfest feiern. Vorbei an vielen Bühnen mit Livemusik, Buden mit kulinarischen Köstlichkeiten und Verkaufsständen gelangen wir zur Busstation.
Ein Doppeldeckerbus fährt uns durch Trier, der ältesten Stadt Deutschlands, und seine Außenbezirke. An jeder Ecke zeugen Relikte antiker Bauwerke von der Anwesenheit der Römer seit ca. 30 v. Chr. Unsere kundige Reiseleiterin hat dabei Vieles und Interessantes zu erzählen. Ich erinnere mich sofort an meinen letzten Trier-Besuch vor 60 Jahren, damals mit meiner Schulklasse und unserer Lateinlehrerin.
Höhepunkt der Fahrt ist der Besuch auf dem Petrisberg, wo die Römer damals ein großes Militärlager errichteten. Von dort oben haben wir einen großartigen Blick auf die Stadt Trier und ihre Lage im Moseltal. Nicht unerwähnt bleibt bei ihr die Bedeutung des Weinanbaus!
Kurze Zeit später wissen wir warum: Sie ist Winzerin und Gutachterin bei Weintestungen! Somit also prädestiniert, einen anschließenden „Weinrundgang“ mit uns durch die Altstadt zu machen. Zu Beginn dieser Führung bekommen wir alle ein „Probiergläschen“, das auch beim Start des Rundgangs mit einer ersten Kostprobe eines Rieslings befüllt wird. Mit vielen Erklärungen von ihr bummeln wir durch die Trierer Gassen, genießen weitere Weinproben, bis die Tour in einem Weinkeller mit einer Sektverkostung ihren Abschluss findet. Hier ist es angenehm kühl, denn mittlerweile ist es sehr heiß geworden. Mit einem gemeinsamen Abendessen endet dieser erste Tag. Interessierte gucken im Fernsehen noch das EM-Fußballspiel Deutschland gegen Dänemark, das wir mit 2:0 gewinnen konnten.
Morgen geht’s dann auf die Räder!
Sonntag 30. Juni 2024 – Ruwer-Hochwald-Tour 57 km
Bei leichtem Nieselregen und zum Glück kühleren Temperaturen radeln wir zum Trierer Bahnhof und steigen nach dem Verladen unserer Räder in den Bus nach Hermeskeil. In Serpentinen schlängelt er sich durch den Hunsrück. Je höher wir kommen, um so gespenstischer wird der Wald, grau von Nebelschwaden und Nieselregen verhangen. Dennoch, eine wunderschöne Natur.
Auch nach der Ankunft in Hermeskeil ist uns Petrus nicht hold und wir müssen unsere Regenkleidung anziehen. Dabei verwandelt sich unsere Fahrradgruppe im Nu in eine kunterbunte Truppe. Bei der Abfahrt ins Tal genießen wir den herrlichen Blick in die Landschaft, müssen aber auch an zwei Stellen einen beim Sturm letzte Nacht umgekippten Baum vom Radweg entfernen. Mit vereinten Kräften ist das schnell erledigt, und wir können weiter radeln, vorbei an wilden lila Fingerhutblüten und üppigen Farnen. Neben oder unter uns hören wir das Tosen des Ruwer, der wegen des vielen Regens mehr Wasser als üblich führt. Wir sehen vereinzelte Pferde auf saftigen Weiden, zottelige Kühe und sogar einige Molche am Wegesrand sowie ein Reh.
Vielleicht gehört es zu unserem Gasthof, in dem wir eine Pause einlegen? Es ist das Gasthaus „Reh“ in Gutweiler. Die Wirtsleute haben heute ihren letzten Tag, wir essen sozusagen „die Reste“. Auch der Regen hört endlich auf. Unterwegs müssen wir einige Male nach dem Luftdruck meines Fahrradreifens sehen, er verliert immerzu Luft und erklärt, warum sich mein Rad so schwer fahren lässt. Dabei habe ich es doch erst vor 4 Tagens neu gekauft!
Zum Abendessen laufen wir gemeinsam in die Innenstadt zum urigen Lokal „Früh bis spät“, wo es herrliche Schnitzel und anderes sowie „Frühkölsch“ gibt.
Montag 1. Juli 2024 - Tour an die Saar 62 km mit 4 Platten an einem Tag!
Bevor es losgeht, radele ich zur Fahrradstation am Bahnhof, um die Sache mit meinem Luftverlust im Reifen zu klären. Der Weg dorthin und vor allem zum Hotel zurück wird zur Herausforderung, ist eigentlich nur 2 km lang, aber wegen einer äußerst komplizierten Straßenführung kaum zu finden. Selbst mein Handy-Navi verzweifelt an den vielen Unterführungen und schwierigen Wegführungen und führt uns permanent im Kreis herum. Das Servicecenter mit seinem Leiter Norbert ist sehr zu empfehlen. Sehr kundige Mitarbeiter helfen sofort weiter, mir mit zwei neuen Ventilen. So schaffe ich es, noch rechtzeitig vor Abfahrt am Hotel zu sein. Ohnehin gibt es dort noch ein weiteres Problem, einen platten Reifen bei einem anderen Radler. Dies sollte nicht der letzte heute sein...
Zunächst radeln wir einen wunderbaren Radweg an der Mosel entlang, dann an der Saar. Aber mein Reifen verliert schon wieder Luft und ich muss zurück zur Radstation Trier, wo mir erneut schnell geholfen wird. Unsere Gruppe radelt weiter ins idyllische Saarburg, das mit seinen Kanälen und alten Häusern ein wenig an Straßburg oder Freiburg erinnert. Hier ist Zeit für einen Stadtbummel, einem Kaffee und Kuchen in einem der hübschen Cafes. Am anderen Saarufer geht es dann zurück zum Hotel.
Unterwegs passieren jedoch noch drei weitere Pannen, jeweils nach einer kurzen Radpause! Zum Glück können Gerald und andere die defekten Schläuche schnell flicken bzw. durch neue ersetzen und geben dabei alles. Auch die „Easy-Pumps“ (Akku-Luftpumpen) s[1] toßen an ihre Grenzen. Unser Tourenleiter verzichtet dann auf weitere Pausen, denn langsam werden die Ersatzschläuche knapp, und radelt direkt mit der Gruppe zum Hotel zurück, wo er zwei Stunden später als geplant eintrifft.
Abends essen wir ausgezeichnet in der „Kartoffelkiste“ in der Trierer Altstadt. Dabei ist das Hauptthema: 4 Pannen an einem Tag! Erhard meint, dass er das in seinen vielen Jahren als Tourenleiter noch nicht erlebt hat. Am nächsten Morgen sollen gleich neue Ersatzschläuche gekauft werden, bevor es losgeht! Auch ich verfüge inzwischen über einige Ersatzventile! Wer weiß, was noch auf uns zukommt!
Dienstag 2. Juli 2024 - Transfertour an der Mosel von Trier nach Zeltingen 74 km
Norbert, Peter und ich verabschieden unsere Gruppe am Trierer Hotel und fahren mit zwei Autos „vor“ zu unserem neuen Quartier, dem Hotel Winzerverein in Zeltingen, wo wir die nächsten 3 Nächte verbringen werden. Nach unserer Ankunft dort verzichten wir allerdings auf unsere geplante kleine Radtour zu Dritt nach Bernkastel. Es regnet immer noch stark.
Unsere Gruppe radelt derweil die Strecke an der Mosel entlang, leider größtenteils auch im Regen. Eine Mittagspause gibt es in Leiwen. Am Abend kommen alle ziemlich nass im Winzerverein an. Sie können sich und ihr Rad mit einem Gartenschlauch vor der Fahrradgarage einer ersten Säuberung unterziehen, freuen sich dann auf eine warme Dusche und einem guten Abendessen vom Buffet. Hier konnten wir mit Halbpension buchen, so dass wir das Hotel am Abend nicht mehr zu verlassen brauchen.
Zuvor müssen jedoch Norbert und Peter die Autofahrer nach Trier zurückbringen, damit diese ihre dort noch abgestellten Autos abholen können. Auch dabei geraten sie erneut in ein Unwetter, diesmal aber im trockenen Auto sitzend.
Das leckere Abendessen und unser lustiger Kellner versöhnt dann alle wieder mit den Unbillen des Wetters heute. Nach soviel Wasser von oben, muss auch Flüssigkeit nach innen: ein guter Moselwein oder ein kühles Bitburger Pils kommen gerade Recht. Erhard kann sich nicht ganz entscheiden, ob er ein „kleines“ oder ein „großes“ Bier nimmt! Häufigstes Thema heute: das Wetter morgen, denn da wollen wir mit dem Bötchen fahren!
Mittwoch 3. Juli 2024 - Schiffsfahrt nach Traben-Trarbach
Oh Wunder, es regnet heute morgen mal nicht! Wir radeln 8 km zum Schiffsanleger in Bernkastel-Kues, wo wir mit viel Vorfreude auf eine sonnige Schifffahrt in die „Moselperle“ einsteigen. Wir passieren die Schleuse bei Zeltingen, fahren unter der neuen hohen Moselbrücke bei Wintrich hindurch und an berühmten Weinhängen mit klangvollen Namen wie das „Piesporter Goldtröpfchen“, „Zeltinger und Wehlener Sonnenuhr“ oder „Erdener Treppchen“ vorbei. Beim „Kröver Nacktarsch“ setzt jedoch wieder ein solcher Regen ein, dass wir alle unsere „Regenkostümierung“ anziehen müssen, bevor wir in Traben-Trarbach das Schiff verlassen.
Die Stadtbesichtigung und Mittagspause sparen wir uns hier wegen des schlechten Wetters und beschließen, direkt zum Kloster Machern zu fahren. Dort können wir unsere nassen Sachen trocknen und einen leckeren Kuchen und Kaffee zu uns nehmen. Das Brauhaus nebenan ist sehenswert! Im Klosterladen finden einige von uns lokale Köstlichkeiten, wie besondere Senf- und Marmeladensorten, Gewürzmischungen, aber auch Liköre und Obstbrände als willkommenes Souvenir.
Nach diesem kühlen und regnerischen Tag freue ich mich, wie jeden Tag nach Rückkehr ins Hotel, auf den kleinen beheizten Pool im Hotelgarten. Den Abend verbringen wir wieder mit ausgiebigem Schlemmen vom Buffet, Bier- und Weintrinken und einige auch mit lustigen Spielen wie „MauMau“ oder „Lobo77“. Aber auch wieder mit Diskussionen, wie das Wetter morgen wohl wird. Da wollen wir in die Eifel!
Donnerstag 4. Juli 2024 - Maare-Mosel-Tour 67 km
Regenkleidung an oder aus? Das ist wieder die Frage. Nach einem regnerischen Start am Hotel steigen wir dann doch trocken in den Bus, der uns nach Daun bringen wird. Da Norbert den „Express-Bus“ gebucht hat, entfällt die abenteuerliche Fahrt auf der serpentinenreichen Straße mit etlichen Haltepunkten in den kleinen Eifeldörfern. Über die Schnellstraße erreichen wir nach einer Stunde den Ort Daun. Im dortigen Cafe versorgen wir uns mit Proviant und radeln nach einem zunächst steilen Anstieg auf dem Maare-Mosel-Radweg über 4,5 km, bevor es abwärts geht. Es soll der schönste Radweg an der Mosel sein, wie Norbert in Trier sagt. Er führt auf alten Bahntrassen von Daun nach Bernkastel-Kues durch die Eifel. Über zahlreiche Brücken und Viadukte mit traumhaften Rundumblicken in die Landschaft, durch etliche Tunnel, in denen Fledermäuse leben, durch dichte Buchenwälder, ohne Autolärm. Nur ein sanftes Rauschen der Blätter begleitet uns. Ein besonderes Erlebnis ist das Durchfahren des „Großen Schlitzohrs“, dem zweitlängsten Fahrradtunnels in Deutschland. Hier empfiehlt sich, die Beleuchtung einzuschalten. Es ist sehr kalt und feucht darin.
Fast schon im Moseltal angekommen, machen wir eine Rast im Winzerhofcafe Görgen in Platten. Heute ist der Name des Ortes kein „schlechtes Omen“, denn wir radeln heute tatsächlich ohne jeden „Platten“ im Reifen. [2] Auch die Sonne scheint endlich, was wir bei unserer Ankunft am Moselufer zu einem Gruppenfoto vor der herrlichen Kulisse von Bernkastel nutzen.
Wir radeln weiter auf der Kueser Mosel-Seite und wechseln in Wehlen über die dortige Brücke auf die Zeltinger Seite, wo wir bald unser Hotel erreichen und ein letztes Mal dort zu Abend essen..
5. Juli 2024 - Wanderung Deutschherrenweg/Moselsteig 6 km
Während einige bereits nach dem Frühstück die Heimreise antreten, nehmen andere noch die schöne Umgebung zum Anlass, eine Wanderung zu unternehmen. Vom Hotel aus startet diese Gruppe zu einem 2-stündigen Rundwanderweg durch Wälder und Weinberge. Anschließend gibt es noch ein letztmaliges Beisammensein im Winzerverein bei Kaffee und Kuchen, bevor auch die letzten heimreisen.
Wir alle blicken auf wunderschöne Tage an der Mosel zurück. Trotz teilweise schlechten Wetters haben wir viel erlebt und gesehen, viel gelacht und Spaß gehabt. Wir danken unseren Tourenleitern Norbert und Erhard, die mit viel Gelassenheit und Geduld uns durch das anspruchsvolle Tourenprogramm geführt haben. Besonderer Dank gilt auch Gerald und anderen, die die vielen Pannen auf der Tour gemeistert haben und mit allen technischen Herausforderungen zurecht kamen. Keiner ist „liegengeblieben“ oder gar gestürzt.
Aber besonders Norbert sei Dank für diese wunderbare Tour! Er hatte seit Monaten sehr viel Arbeit mit der Ausarbeitung der Tour. Wir alle ahnen wohl nicht, wie viele Telefonate, Emails, Anfragen und Wegplanungen nötig waren, wie viel Unwägbarkeiten, auf die man keinen Einfluss hat, wie z.B. das schlechte Wetter oder unpünktliche Verkehrsmittel. Wie viele unruhige Nächte er wohl hatte…
Wir erinnern uns sehr gerne an die gemeinsame Zeit. Beim Betrachten der Fotos wird uns wieder bewusst, wie schön es an der Mosel doch war!
Nun freue ich mich auf die nächste ADFC-Tour!
Übrigens: meine Reifen verlieren jetzt keine Luft mehr! Norbert aus Trier sei Dank!
Hannelore