
Auf der Via Claudia Augusta bei Meran © ADFC Ratingen
Über alle Berge ... nach Meran in Südtirol
Der Traum vieler Radfahrer: Einmal mit dem Rad durch oder über die Alpen fahren.
Zum Beispiel auf der Via Claudia Augusta. Wir waren "nur" eine Woche in der Umgebung von Meran unterwegs.
Dabei aber auch ca. 100 km auf der Via Claudia Augusta.
Wer träumt nicht davon, einmal mit dem Rad in den Alpen unterwegs zu sein? Dabei sogar eine der Königstouren - die Via Claudia Augusta - zu machen?
Es hat eine Weile gebraucht, dazu die Idee als Mehrtagestour/Radreise reifen zu lassen, und dann - nach positiver Resonanz bei den potentiellen Teilnehmern - zu planen und tatsächlich in eine realisierbare Form zu bringen.
Mit 2-jähriger Vorbereitung wurde dann für den Zeitraum vom 11.10. bis zum 19.10 2025 eine Tour erarbeitet.
Abgestimmt werden mussten dabei eine Menge neuer Kriterien, die sonst bei den Mehrtagestouren keine Rolle spielten:
Riesige Distanz für An- und Abreise, 2 Busfahrer mit Notwendigkeit der Übernachtung bei An- und Abreise (2 Hin- und 2 Rückfahrten), Streckenplanung (viele Alpenquerungen sind derzeit so marode, dass sie nicht von LKWs, Bussen oder Gespannen passiert werden dürfen), Verpflegung von 34 Teilnehmern (wir haben die Buskapazität voll ausgenutzt, um die Reisekosten zu reduzieren), vorher überhaupt nicht bekannten/kalkulierbaren Mautgebühren für Österreich und Italien, Aufteilung der Teilnehmer in 2 Gruppen, 4 Tourenleiter, Buchung von örtlichen Unterstützern oder Aktivitäten usw….
Zum Glück hatten wir mit dem ausgesuchten Hotel Kolping Meran eine Unterkunft gefunden, die uns in vielen Belangen hilfreich zur Seite stand und wichtige Tipps gab. Besonders hervorzuheben ist dabei das Angebot einer sehr preisgünstigen Halbpension (3-Gänge Wahlmenu jeden Abend).
Erst in Meran haben wir dann erleben dürfen, welches “Schnäppchen” wir damit gemacht hatten.
Insgesamt ist dieses Hotel absolut zu empfehlen:
Es fehlte nichts. Es liegt optimal in Meran (auch für Aktivitäten ohne Rad oder Auto!). Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit.
Es konnte also am 11.10.2025 ganz früh am Morgen um 6:00 Uhr ab Düsseldorf bei unserem Busunternehmen Adorf losgehen.
Die täglichen Touren wurden immer in 2 Gruppen durchgeführt, die zwar das gleiche Grundprogramm absovierten, das jedoch an unterschiedlichen Tagen. Mit 32 Radfahrern durch die Landschaft zu fahren, ist eine fast nicht zu bewältigende Aufgabe.
Die Tagesbeschreibungen folgen dem Programm der Gruppe 1 (am ersten Tag werden beide Touren vorgestellt, da die “kleine Tour” in Richtung Naturns nur von der Gruppe 2 gemacht wurde, denn für den letzten Tag wurde das Programm für alle Teilnehmer geändert).
11.10. - Anreise am Samstag
Die Abfahrt in Düsseldorf beim Busunternehmen Adorf hat noch sehr gut geklappt und bis Bayern gab es auch keine wesentlichen Verzögerungen während der Fahrt. In Bayern änderte sich das leider stark: auf den dafür bekannten Strecken gab es Staus und sogar eine Sperrung. Die Brennerautobahn - eine durchgehende Baustelle von Innsbruck bis Bozen - konnte nur im Schleichtempo (max 60 km/h) - überwunden werden.
Ankunft in Meran war deshalb erst gegen 21:00 Uhr. Der Bus darf in Meran nur einem zentralen Platz abgestellt werden, deshalb ging es vom Busparkplatz dann auf Rädern zum Hotel. Zum Glück noch mit mit spätem Abendimbiss.
12.10. - Die erste Tour und ein Besuch in Meran
Bereits am nächsten Tag standen die ersten Radtouren auf dem Programm. Wegen der großen Teilnehmerzahl wurden - wie schon ausgeführt - zwei Gruppen gebildet, die die ursprünglich 5 ausgearbeiteten Tagestouren an unterschiedlichen Tagen absolvieren sollten.
Gemein war allen Tagen bestes „goldenes“ Herbstwetter mit viel Sonnenschein, welches nicht nur das Vinschgau in den buntesten Farben erstrahlen ließ.
Nach einem ersten - sehr guten ! - Frühstück waren um 10 Uhr alle startklar.
Gruppe 1:
Eine kleine Tour führte in die direkte Umgebung von Meran: Durch erntereife, leuchtende Apfelplantagen (neben dem Tourismus der Haupt-Wirtschaftszweig der Region) fuhren wir nach Lana und Marling und bezwangen dabei auch erste Höhenmeter in den Weinbergen.
Gruppe 2:
Auf gut ausgebauten Radwegen ging es an der Etsch immer aufwärts über Algund nach Naturns ins Vinschgau. Der Weg führte oft durch riesige Apfelplantagen. Die Farben der unterschiedlichen Apfelsorten leuchteten in der wunderbaren Herbstsonne und machten Appetit. Aber Äpfelpflücken war nicht angesagt. Einige Obstbauern hatten kleine Stände am Wegesrand, an denen man für kleines Geld Äpfel kaufen konnte. Aber nicht nur dieses fast unendliche Apfelparadies war beeindruckend.
Die faszinierende Berglandschaft der Texelgruppe (Teil der Ötztaler Alpen) in der Sonne ließ uns öfter anhalten und die Anblicke staunend in uns aufnehmen.
Der Rückweg nach Meran führte uns die Etsch abwärts, meist im Schatten und hier spürte man auf dem Rad schon sehr deutlich die herbstliche Kühle.
Beide Gruppen:
Der Nachmittag gehörte dann Meran. Meran ist die zweitgrößte Stadt Südtirols und gefällt mit seiner wunderbaren Bergkulisse, der Kurpromenade am Ufer der Passer, den Laubengassen, den Stadttoren und der Altstadt.
13.10. - Auf nach Bozen
Eine der weiteren Touren führte uns von Meran an der Etsch entlang nach Bozen und zurück, auf schön angelegten und gut ausgebauten Radwegen. In Bozen stand ausreichend Zeit zur Stadtbesichtigung zur Verfügung. Einige habe es sogar ins Ötzi-Museum geschafft.
Auffallend für Radfahrer ist die Tatsache, dass es dort erkennbare Bemühungen gibt, auch den Radfahrern Platz im Verkehrsgeschehen der Stadt einzuräumen. Zwar waren nicht immer die Radstreifen ausreichend breit, aber sie waren - im Gegesatz zu Meran - immerhin vorhanden.
An einigen Stellen gab es auch hervorragend eingerichtete Radspuren oder -wege. Sogar spezielle Brücken für die Überquerung der drei Flüsse (Etsch, Eisack und Talferbach).
Ein Hinweis: Wenn man vom Waltherplatz (gegenüber vom Dom) kommend, wieder zurück zur Etsch und dann nach Meran fahren will, bitte nicht irritieren lassen, dass man erst an die Eisack kommt und bei ihr mit dem Strom fährt!
14.10. - Auf der Via Claudia Augusta im Vinschgau
Hoch hinaus in den Vinschgau ging es dann im Rahmen einer Tagestour im Etschtal: Morgens per Bustransport nach Mals (um so die mühsame Anfahrt zu vermeiden - der Transport mit der Vinschgerbahn war mit so vielen Rädern nicht erlaubt).
Ab Mals ging es dann direkt an die Etsch bei Schleis und dann von dort über das mittelalterliche Städtchen Glurns (der kleinsten Stadt Südtirols und sogar Italiens). Meist auf der ausgeschilderten Strecke der alten Römerstraße “Via Claudia Augusta”, aber gelegentlich auch mal mit kleinen Schlenkern in die Apfelplantagen mit den Rädern zurück nach Meran. Neben den Restaurationsbetrieben gab es auch mal pfiffige Angebote am Wegesrand, die aber wohl gerne angenommen wurden: Viel war dann in den Apfelsaftcontainern nicht mehr drin.
Mit ca. 70 Fahrradkilometern die längste Tour der Meranwoche - zum Glück überwiegend mit leichtem Gefälle auf schön angelegten Radwegen an der Etsch entlang.
15.10. - Zum Schloss Trauttmansdorff und dann zum Keschtnfest in Schenna
Wie bei unseren mehrtägigen Radtouren üblich, ist nach der Hälfte der Zeit ein programmfreier Tag eingeplant. So war es auch an diesem Mittwoch. Allerdings auf Grund der so herrlichen Ausflugsziele in und um Meran, gab es die Anregung , am Vormittag die Gärten von Schloss Trauttmansdorff zu besuchen. Dies fand bei allen Radlern Zustimmung, zumal heute auch das Fahrrad durch den Bus ersetzt wurde.
Schon nach dem ersten Blick beim Eintritt in dieses Areal war jeder überzeugt von der Entscheidung.
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff erstrecken sich auf 12 Hektar mit einem Höhenunterschied von 100 Metern. Auf sanft geschwungenen Wegen geht es auf eine Reise durch vier Gartenwelten mit Pflanzen aus aller Welt, vorbei an sonnigen Terrassen, zu spektakulären Aussichtsplattformen auf die umliegende Landschaft und Bergkulisse. Die Gärten wurden erst im Jahr 2001 eröffnet und das Schloss wurde bekannt durch einen Kuraufenthalt der Kaiserin Sissi. Eine sehr hübsche Skulptur von ihr kann man (wie übrigens überall in der Region) auf dem Weg auch bestaunen.
Kleine Grüppchen machten sich auf die Erkundungstour. Natürlich wieder bei hervorragendem sonnigem Herbstwetter!!
Schließlich traf man sich zum Imbiss in der Gastronomie dort und der weitere Plan sah dann einen Besuch in Schenna vor, zum Keschtenfest und Törggelenmarkt, eine südtiroler Festtradition zur Weinernte und Maronenzeit.
Auch hierher fuhr man in kleineren Gruppen zu unterschiedlicher Zeit. Denn einige waren so fasziniert von den Gärten, dass sie gerne noch mehr Zeit hier verbringen wollten.
Der Tag endete schließlich im Hotel bei einem guten Abendessen (wie jeden Abend!) und anschließendem netten Beisammensein.
16.10. - Hinauf zu den Hochmuthhöfen
Heute blieb das Rad in der Garage. Wenn man sich schon in der Landschaft um Meran aufhält, dann muss man auch mal in die umliegenden Berge hoch, um sie zu genießen.
Zu Fuß ging es erst hinunter zur Tastation des Sessellifts zum Dorf Tirol, um dann von dort mit der Seilbahn hoch in die Berge über Meran zu fahren.
Wieder hatten wir im Sonnenschein eine grandiose Aussicht, die wir bei einer ausgedehnten Rast im Berggasthaus Hochmuth an der Bergstation in vollen Zügen genießen konnten, dazu gab's köstliche Leckereien!
Für die Rücktour entschlossen sich Einige, den gleichen Weg zurück zu nehmen. Ein kleiner Trupp machte sich ab dem Gasthaus zu Fuß zu Fuß zurück durch das Dorf Tirol zum Sessellift: mal einfach schlappe 800 Höhenmeter.
Und Andere, die erst ab Dorf Tirol nach Meran liefen.
Eine tolle Strecke mit wunderbaren Ausblicken, aber auch manchmal schwierigem Gefälle in bewaldeten Bereichen.
Im Dorf Tirol musste für Einige danach erst mal eine Stärkung her, guter Wein und frisches Brot.
Glücklich im Hotel angekommen: Beine hoch und alles Revue passieren lassen!!
Herrlich!
17.10. - Ins Passeier nach Sankt Leonhard
Heute geht die Tour ins Passeiertal, auch nur Passeier genannt, ca. 45 km. Bei frühmorgendlicher Kälte (das Passeier liegt morgens noch voll im Bergschatten), aber wieder wunderschönem Sonnenschein fuhren wir an der Passer aufwärts. Ziel der Etappe war St. Leonhard, der Geburtsort des berühmten Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer, der 1809 den Aufstand gegen die bayerische und französische Besetzung seiner Heimat anführte.
Der Weg erschien sehr zunächst moderat, doch es ging stetig bergan, doch waren der Blick auf die Berge, den Fluss - der ständig über malerische Brücken gequert werde musste - und die bunte Natur alle Mühe wert. Nach einer Pause zur Stärkung in St Leonhard (einem idyllischen Örtchen), machten wir auf dem Rückweg noch Halt am Gasthaus von Andreas Hofer (er war dort Gastwirt gewesen, auch genannt der „Sandwirt“). Das Gasthaus ist heute ein Museum.
Nun wurde die Steigung auf der Hinfahrt zum Vorteil: man konnte den Motor ausschalten und den Drahtesel einfach laufen lassen.
Auf dem Plan der Tour stand ursprünglich, über Schenna nach Meran zurückzufahren. Doch man munkelte, dass dies eine enorme Steigung sei. Am Abzweig wurde beschlossen, weiter an der Passer entlang zurück zu radeln.
Aber einige Mutige waren bereit, diesen Weg nach Schenna zu nehmen, denn „es waren ja nur noch knapp 7 km bis Meran“!!!
Die Steigung erwies sich tatsächlich als sehr gewaltig, fast 23 %, auf einem engen Fahrweg, auf dem einem kleine Apfeltraktoren entgegen kamen bzw. von hinten überholten, so dass man schnell aus dem Tritt kam!!
Trotzdem: Die Mühe hatte sich absolut gelohnt, Schenna lag in der Sonne und wir hatten einen grandiosen Ausblick auf den Ort und das Tal.
Hinunter zum Hotel in Meran brauchte es keinerlei Anstrengung und es gab dort erst einmal eine verdiente Erfrischung!
18.10. - Falknerei auf Schloss Tirol und wandern an den Waalwegen
Am letzten Tag vor der Abreise wurde ein Alternativprogramm angeboten und überwiegend von den Teilnehmern genutzt:
Mit dem Linienbus, der nicht weit vom Hotel hält, ging es hoch zum Dorf Tirol. Und dann immer mit einem Blick auf das Schloss Tirol und einem auf das weite Tal hoch in den Vinschgau oder runter in Richtung Bozen.
Das erste Ziel war das Schloss mit seiner Falknerei. Ein sehr interessanter Besuch mit einer kurzweiligen und unterhaltsamen Flugshow von Geiern, Eulen und anderen Raubvögeln. Dieses Erlebnis wurde dann mit einer schönen Waalwanderung zurück nach Meran (Waale nennt man die Bewässerungskanäle, die an Berghängen entlang angenehme Wandermöglichkeiten bieten) abgerundet.
Passend zu unserem Aufenthalt fand an diesem Tag in Meran das jährliche Traubenfest (eine Variante des Erntedankfestes) mit großem Umzug und vielen Musikkapellen, Ständen und Vorführungen statt.
Für uns ein sehr willkommener und wundervoller Abschluss der Woche in Meran.
Auch an diesem Tag gab es eine kleine Gruppe, die doch noch einmal Rad fahren wollte. Sie machten einmal eine kleine Tour über Lana nach Marling.
Und eine Teilnehmerin wollte unbedingt den Kalterer See besuchen und machte damit die längste Tagestour.
19.10. - Es geht leider wieder zurück nach Ratingen
Zusammenfassen kann man die 1-wöchige Fahrradreise nach Meran wie folgt:
- Eine Woche goldenes, sonniges Herbstwetter in einer landschaftlich sehr schönen und interessanten Umgebung.
- Tolle Fahrradtouren entlang der Flusstäler auf gut ausgebauten Radwegen.
Den Tourenleitern (Dieter Wilke, Burkhard Imm, Manfred Kaiser und Ulrich Pickhardt) vom ADFC Ratingen gilt großer Dank für die Vorbereitung und reibungslose Organisation des gesamten Ausflugs- und Tourenprogramms. Neben der eigentlichen Tourenleitung hatte Dieter entlang der Routen auch immer kurzweilige Fakten zu Kultur, Geschichte oder lokalen Besonderheiten parat.
Vielen Dank an alle Organisatoren und Tourenleiter für eine sehr schöne Woche in Südtirol!
Gisela Winkler und Frank Delle

































































































































































